Zirkuläre Bauwirtschaft an deutschen Hochschulen stärker etablieren
Um die Ressourcenwende im Bauwesen voranzutreiben, muss das Wissen über Ressourcennutzung, Kreislaufwirtschaft, alternative Planungsprozesse und Geschäftsmodelle auch an den Hochschulen greifen. Nachhaltiges Bauen muss Bestandteil der Ausbildung neuer Architektinnen und Architekten sowie Bauingenieurinnen und Bauingenieure werden. In den Niederlanden besteht dafür im Rahmen des bereits 2016 eingeführten nationalen Kreislaufwirtschaftsprogramms eine Verpflichtung für die Hochschulen. Denn bis 2030 wollen die Niederlande den Verbrauch bestimmter Rohstoffe (Mineralien, fossile Rohstoffe und Metalle) halbieren, bis 2050 eine vollständige Kreislaufwirtschaft realisieren. Bereits 2021 wurden 50 Prozent des verwendeten Baumaterials in den Niederlanden aus Sekundärmaterial gewonnen. Auch in Deutschland gibt es bereits einige Hochschulen, die sich diesem Thema besonders widmen. Die RWTH Aachen hat eine Juniorprofessur für rezykliergerechtes Bauen (Prof. Dr. Linda Hildebrand) eingerichtet. Auch ganze Studiengänge behandeln Themen der Nachhaltigkeit im Bau, z.B. an der Bergischen Universität Wuppertal der Studiengang Nachhaltiges und Ressourcenschonendes Bauen. Prof. Dr.-Ing. Anja Rosen, Mitgründerin der re!source und Entwicklerin des Urban Mining Index, ist inzwischen Professorin für Circular Construction im Fachbereich Architektur an der FH Münster. Mit Modulen wie „Ressourcen-Rückbau“, „Nachhaltiges Bauen“ und „Kreislauforientiertes Planen und Bauen“ verlagert sich auch der Fokus des Fachbereichs Bauingenieurwesen immer mehr zur Zirkularität. Zusätzlich wird bald ein Modul zur „Ökobilanzierung“ folgen, analog zur TH Köln mit dem Pflichtfach „Umweltgerechtes Ressourcenmanagement“. Neben der Ausbildung der Studierenden bestehen an der FH Münster aktuell Überlegungen zur Schaffung eines Fortbildungs- oder Zertifikatstudiengangs über das Zentrum für Zirkuläre Wertschöpfung (ZWIB). So sollen auch Fachkräfte mit einem bereits abgeschlossenen Studium ihre Kenntnisse erweitern und einen Beitrag zur Ressourcenwende leisten können. Eine Übersicht zu bestehenden Bildungsangeboten an deutschen Hochschulen wird im Rahmen der Best-Practice-Beispiele demnächst auf der Homepage der re!source veröffentlicht.