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Banken haben aktiven Umgang mit Klimarisiken erst wenig ausgebaut

Die Europäische Zentralbank hat den Umgang von 186 europäischen Banken mit Klima- und Umweltrisiken überprüft und dazu Anfang November 2022 einen kritischen Bericht veröffentlicht. Zusammen vertreten die von der europäischen Bankaufsicht geprüften Banken, darunter 107 bedeutende Institute, eine Bilanzsumme von 25 Billionen Euro. Mehr als 80 % der untersuchten Institute kommen zu dem Ergebnis, dass Klima- und Umweltrisiken einen wesentlichen Einfluss auf ihr Risikoprofil und ihre Strategie haben. 70 % sehen dieses Risiko innerhalb des Planungshorizonts von drei bis fünf Jahren. Der Bericht hebt hervor, dass zwar 85 % der geprüften Institute „grundlegende Praktiken“ eingeführt haben, es allerdings an „methodischer Raffinesse“, an der „Verwendung detaillierter Risikoinformationen“ sowie an einem „aktiven Management“ des Portfolios und des Risikoprofils mangele. Etwa 10 % der Institute hätten bislang noch gar keine Fortschritte erzielt. Auch würden bislang nur wenige führende Institute umfassende Maßnahmen ergreifen, um Reputations-, Prozess- und Haftungsrisiken aus unterschiedlichen Klima- und Umweltszenarien erfolgreich begegnen zu können. Nur weniger als 10 % der Institute würden dem Bericht zufolge über ausreichende Governance- und Risikomanagementverfahren verfügen. Problematisch seien insbesondere Datenverwaltung und -analyse, die Berücksichtigung von Umwelt- und Klimarisiken in Ratingsystemen sowie die Bewertung von Sicherheiten. Insgesamt besteht nach Auffassung der Zentralbank noch ein erheblicher Anpassungsbedarf bei 96 % aller Institute, um die gesamte Bandbreite an Risikofaktoren zu berücksichtigen. „Blinde Flecken“ seien zurzeit die Regel. Kein einziges Institut könne momentan „alle wesentlichen oder wahrscheinlich wesentlichen“ Risikofaktoren aus Umwelt- und Klimarisiken abbilden. Bei 55 % der Institute hat die EZB momentan „erhebliche aufsichtliche Bedenken“ in Bezug auf die Umsetzung geeigneter Praktiken, so etwa bei Leistungs- und Risikoindikatoren oder bei der ausreichenden Ausstattung mit notwendigen Kapazitäten und Ressourcen. Alle Institute erhielten von der EZB Mängellisten, die bis Ende 2024 vollständig abgearbeitet sein müssen.